Unternehmensbewertung – Kostenlose Online-Tools

Wie schon in einem anderen Blogbeitrag geschrieben: Die Frage, was ein Unternehmen wert ist, ist die am meisten diskutierte Frage in der Nachfolgeberatung. Womit wir gleichzeitig bei der Frage sind, welches Bewertungsverfahren „das Richtige“ ist. Beide Fragen sind nicht leicht zu beantworten, hängen sie doch unter anderem vom Anlass einer Unternehmensbewertung ab.

Worum geht es hier?

Wir sprechen hier über die Bewertung von Unternehmen, die im Zuge einer Unternehmensnachfolge verkauft werden sollen. Wir sprechen hier nicht über die steuerliche Bewertung von Unternehmen, über Bewertungen im Zusammenhang von Fortführungsprognosen oder Erbfällen.

Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer haben zunächst gar keinen Eindruck vom Wert ihres Unternehmens. An dieser Stelle geht es deshalb darum, sich einem Unternehmenswert erst einmal anzunähern.

Der Wert eines Unternehmens sieht das Unternehmen als Ganzes. Und er sieht es mit allen Einflüssen und ggf. auch Abhängigkeiten von Unternehmern, Kunden und Lieferanten. Nachfolger kaufen Unternehmen mit Blick auf das vorhandene Potenzial und die in Zukunft damit erzielbaren Gewinne. Daher haben sich Ertragswertverfahren als Bewertungsverfahren durchgesetzt, die auf vorhandene und zukünftige Gewinne als Grundlage der Bewertung abstellen.

Welche Werkzeuge können bei der Wertermittlung helfen?

Inzwischen gibt es Online sehr viele Bewertungstools, die versprechen DEN Unternehmenswert zu liefern. Oft arbeiten diese jedoch mit Multiplikatoren des Umsatzes bzw. des Gewinns, was gerade für kleine und mittlere Unternehmen kein zuverlässiges und nachvollziehbares Ergebnis liefert. Denn die veröffentlichten Multiplikatoren orientieren sich oft an großen Unternehmen (deren Verkaufserlöse veröffentlicht wurden) und an nur sehr wenigen Branchen.

Dennoch gibt es einige wenige Werkzeuge, die gerade für die Bewertung kleiner und mittlerer Unternehmen herangezogen werden können. Sie können aber nur eine Annäherung liefern und ersetzen nicht die Beratung der auf Unternehmensbewertung spezialisierten Berater. Folgende Online-Tools orientieren sich an Ertragswertverfahren und können für die Wertermittlung empfohlen werden:

KMUrechner

Der KMUrechner wurde an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin entwickelt und wird heute vom Verein „Unternehmensbewertung in Deutschland e.V.“ betrieben.

Das Tool errechnet einen Ertragswert auf Grundlage der Unternehmensbilanzen der letzten Jahre und einer Planung für die nächsten Jahre in Kombination mit einer Gewichtung der unternehmenseigenen Risiken.

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des KMUrechners

Kostenlose Lizenz-Schlüssel zur Berechnung des Ertragswertes können bei der GWS angefordert werden!

Unternehmerwerkstatt

Der Unternehmenswertrechner der Unternehmerwerkstatt Deutschland arbeitet ähnlich, indem er Vergangenheitswerte (bis 5 Jahre) mit Korrekturposten und einer individuellen Gewichtung unternehmerischer Risiken kombiniert.

Den kostenlosen Online-Rechner der Industrie- und Handelskammern finden Sie auf der Webseite der Unternehmerwerkstatt

KMU Value

KMU Value ist ein Bewertungstool, das von einer Unternehmensberatung entwickelt wurde, die auf die Bewertung kleiner und mittlerer Unternehmen spezialisiert ist.

Das Bewertungswerkzeug steht in einer kostenlosen Basisversion und einer kostenpflichtigen Premium-Version zur Verfügung.

Hier finden Sie den Unternehmenswertrechner von KMU-Value

Unternehmen aus dem Handwerksbereich können zusätzlich auf die Betriebsberater der Handwerkskammern zurückgreifen. Die Handwerkskammern haben einen eigenen Standard entwickelt, der speziell auf die mittelständischen Strukturen von Handwerksbetrieben ausgerichtet ist. Auf Grundlage der vorhandenen Zahlen und Rahmenbedingungen erstellen die Betriebsberater ein entsprechendes Gutachten für Handwerksbetriebe, das alle relevanten Rahmenbedingungen des Unternehmens berücksichtigt.

Die Hausaufgaben müssen gemacht werden!

Nach unserer Erfahrung liefern die genannten Online-Werkzeuge sehr unterschiedliche Ergebnisse und dementsprechend eine große Bandbreite der Unternehmenswerte.
Alle hier genannten Online-Werkzeuge sind allerdings geeignet, um überhaupt erst einmal in eine Diskussion über den Wert eines Unternehmens einzusteigen. Wie bei allen anderen Werkzeugen, so gilt auch hier: je sorgfältiger und umfangreicher die Eingabe, umso realistischer fallen die Ergebnisse aus.

Deshalb müssen vorher die Hausaufgaben gemacht und zeitnah Bilanzen und Jahresabschlüsse der letzten 3 Jahre erstellt werden. Die Strategie, mit den Jahresabschlüssen möglichst lange zu warten, geht mit Blick auf die Nachfolge nicht auf. Hier sind zeitnahe und aktuelle Abschlüsse bzw. BWAs gefordert. Nicht nur potenzielle Nachfolger benötigen aktuelle Zahlen. Auch die Dateneingabe in die oben genannten Tools muss sorgfältig und mit aktuellen Zahlen erfolgen. Sonst sind die erzielten Ergebnisse wenig aussagekräftig.

Vergleichbares gilt für die Bewertung der unternehmerischen Risiken. Hier fragen die Bewertungstools nach einer „realistischen“ Einschätzung. Auch diese Gewichtung sollte man möglichst „ehrlich“ vornehmen. Wenn ein Unternehmen einen sehr hohe Abhängigkeit von der Person des Unternehmers hat, sollte man dies auch klar benennen. Denn Sinn und Zweck einer Bewertung ist nicht die Erzielung eines schmeichelhaften Ergebnisses, sondern einer realistischen Ausgangsbasis.

Und das Wort „Ausgangsbasis“ ist dabei bewusst gewählt. Denn Bewertungen können auch Anlass sein, Unternehmen und Betriebsergebnisse zu gestalten, um sie fit für eine Nachfolge zu machen und die Attraktivität für Nachfolgende zu erhöhen.

Wert ist nicht gleich Preis!

Der Wert ist das, was anhand einer Betrachtung des Unternehmens, seiner Zahlen und seiner Rahmenbedingungen errechnet wird. Der Preis ist das, was ein potenzieller Käufer tatsächlich bereit ist, für ein Unternehmen zu zahlen.

Einem Preis kann z. B. die Überlegung zugrunde liegen, was finanzierbar ist. Wie weit z. B. eine Bank bereit ist, die Kaufpreisfinanzierung mitzutragen. In diesem Fall fällt ein Preis ggf. niedriger aus, als es sich der Verkäufer wünscht. Selbst erlebt: der Unternehmer will 1,5 Mio. €, der Steuerberater und die Hausbank des Käufers sagen übereinstimmend 450.000 €, dann ist es mit viel Wohlwollen gerade noch finanzierbar.

Es können aber auch strategische Überlegungen eine Rolle spielen. Wenn ein wichtiger Lieferant droht aufzugeben, kann es sinnvoll sein, sich die Produktion der Vorprodukte zu sichern, um das eigene Unternehmen abzusichern. In diesen Fällen fällt der Preis ggf. höher aus, weil für das kaufende Unternehmen ein entsprechendes Risiko im Raum steht.

Es gibt viele Faktoren, die auf den Wert und den Preis eines Unternehmens Einfluss nehmen. Wichtig ist es, die ersten Schritte zu gehen und einen Unternehmenswert als Ausgangspunkt für alles Weitere zu ermitteln. Die oben genannten Werkzeuge sind ein guter Weg, in die Bewertung des eigenen Unternehmens zu starten.

Wenn Sie Unterstützung im Nachfolgeprozess benötigen, sprechen Sie uns gerne an. Wir beraten vertraulich, unabhängig und kostenlos.

Meine Kontaktdaten

Reiner Walter

Tel.: 02352 – 927214
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